Sie haben es tatsächlich geschafft! Benjamin Estermann und seine Tanzpartnerin Birthe Klumpe haben sich bei den nationalen Special Olympics Thüringen in der Kategorie „Paare Unified“ zu Gold getanzt.
Bei den nationalen Special Olympics Spielen in Thüringen, die vom 29. Januar bis 02. Februar stattfanden, waren insgesamt zehn Sportarten vertreten. Die Tänzer der Patsy & Michael Hull Foundation, in der auch Benjamin Estermann tanzt, erzielten dabei herausragende Leistungen, indem sie drei Goldmedaillen, vier Silbermedaillen und eine Bronzemedaille gewannen.
Im Interview hat uns Benjamin unter anderem über die Zeit in Thüringen, seinen Erfolg und seine weiteren Ziele erzählt.
Hallo Benjamin, zunächst noch einmal Glückwunsch zu diesem großartigen Erfolg! Erzähl mal – wie war das Gefühl, als du erfahren hast, dass ihr Gold geholt habt?
Hi, vielen Dank! Es war ein großartiges Gefühl. Meine Mutter ist in Tränen ausgebrochen.
Wem hast du als erstes Bescheid gesagt, dass du Gold gewonnen hast?
Ich habe zuerst meiner Familie bei WhatsApp geschrieben, und hier auf der Arbeit habe ich mit Angelika Kokemor (Anm. d. Red.: Sekretärin der Geschäftsleitung) gesprochen, weil einer meiner größten Unterstützer Georg Droste (Anm. d. Red.: Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Lübbecke) war. Er hat mir vorab eine sehr persönliche E-Mail geschrieben.
Wie war die Stimmung vor Ort?
Sie war großartig! Wir haben alle bis zuletzt mitgefiebert. Es war auch sehr gut besucht, und viele Leute haben angefeuert. Wir haben uns über jeden Erfolg der anderen gefreut.
Gute Stimmung im Team: Birthe Klumpe (l.), Benjamin Estermann (mitte) und Patsy Hull (r.) vor dem Maskottchen der Special Olympics.
Was hast du alles vor Ort gemacht? Welche Wettkämpfe hast du verfolgt?
Ich habe mir wirklich nur das Tanzen angesehen. 15 Athleten waren von der Patsy & Michael Hull Foundation dabei, und wir wollten natürlich auch jeden unserer Teamkollegen anfeuern. Wir haben am ersten Tag sofort mit dem Training begonnen. Am Mittwoch gab es dann die Klassifizierung, um zu bestimmen, in welcher Gruppe die Paare tanzen. Patsy hat uns gut angefeuert und motiviert. Sie hat gesagt: „Ihr möchtet Gold holen? Dann gebt euch Mühe, ihr seid bisher nur auf dem dritten Platz bei der Klassifizierung.“ Meine Tanzpartnerin Birthe meinte dann, dass wir die Gegner im Finale schocken werden.
Am Donnerstag dann das Finale. Wer waren eure Gegner?
Fünf andere Paare. Ich war der Einzige im Rollstuhl. Stattgefunden hat alles in Oberhof in Joelles Bar, dem größten Veranstaltungsort. Dort gab es auch ein kleines Buffet mit Wasser, Obst und so weiter.
Waren viele Zuschauer da?
Ja, auf jeden Fall. Draußen war es eiskalt, und deswegen waren viele drinnen. Ich habe wirklich noch nie so gefroren und bin tatsächlich in Skiunterwäsche zum Veranstaltungsort gefahren. Da war ein Wind, der war unglaublich. Wir wurden förmlich zum Sieg geweht, kann man sagen.
Wie waren die Erwartungen vor dem Wettkampf?
Wir wollten einfach unser Bestes geben. Innerlich hatte ich mir vorgenommen, dass ich mit dem ersten, zweiten oder dritten Platz zufrieden bin. Ich wollte unbedingt mit Edelmetall nach Hause kommen. Viele haben ja auch den Gedanken: „Hauptsache dabei sein.“ Das verstehe ich auch, aber wir haben hart trainiert, und ich hätte mich nicht wohlgefühlt, wenn es nur der vierte Platz gewesen wäre.
Gib uns einen kleinen Einblick in euer Training.
Vier Monate lang haben wir jeden Samstag ungefähr drei Stunden in Osnabrück trainiert. Ich bin dann immer von Lübbecke nach Osnabrück mit dem Zug gefahren.
Erfolgreich: Das Team der Patsy & Michael Hull Foundation bei den nationalen Special Olympics in Thüringen
Wie war das Tanzen vor Ort? Hast du dich währenddessen gut gefühlt und mit Gold gerechnet?
Ehrlich gesagt, wenn ich an die Proben zurückdenke, waren das die schlimmsten Proben von allen. Die Anspannung kam einfach dazu. Aber ich kann Birthe voll und ganz vertrauen, und das hat mir geholfen. Birthe hat sich auch die Fußnägel rot lackiert, und dann habe ich sie gefragt, warum sie das gemacht hat. Sie meinte nur: „Wenn irgendwas passiert, sieht es immer noch perfekt aus. Falls du über meinen Fuß fährst, sieht man das Blut nicht“ (lacht).
Was sind deine nächsten Ziele?
Vom 8. bis 17. März 2025 finden die Special Olympics Weltspiele in Turin statt. Ich habe bei unserem letzten Interview gesagt, dass mein Ziel ist, mit dem Tanzen ins Ausland zu kommen. Wir haben mit der Goldmedaille alle Weichen gestellt – jetzt bleibt es abzuwarten, wie die Bewerbungsphase verläuft.
Wir drücken euch die Daumen! Dankeschön.
Sehr gerne!
Zur Person:
Benjamin Estermann ist in Lübbecke geboren und in Tonnenheide aufgewachsen. Er war als Kind in der Kindertagesstätte „Sonnenschein“, dann auf der Schule am Buschkamp und ist danach in der Betriebsstätte „Am Osterbruch“ angefangen. Hier arbeitet er in der Beschlagmontage und teilweise in der Zentrale. Benjamin war im Werkstattrat und ist seit Februar 2022 im Lebenshilferat aktiv. Neben dem Tanzen betreibt der 35-Jährige Wettkampfschwimmen und begeistert sich für Technik.