Die Lebenshilfe Lübbecke blickt mit großer Freude auf eine äußerst erfolgreiche Ausstellung im Mindener Preußenmuseum zurück, die im Juni von über 300 Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen besucht wurde. Joseph Boegner, Bereichsleiter Wohnen der Lebenshilfe Lübbecke, und Vanessa Lübber, Bereichsleitung Begleitende Dienste, zeigten sich begeistert über die positive Resonanz der Besucherinnen und Besucher. Beide haben die Ausstellung mitinitiiert.
Im Rahmen ihres Gewaltschutzprogramms hat sich die Lebenshilfe Lübbecke dazu entschieden, die Ausstellung „Echt mein Recht!“ zu buchen. Die interaktive Wanderausstellung wurde vom PETZE-Institut für Gewaltprävention aus Kiel konzipiert und bietet interessierten Besucherinnen und Besuchern anschauliche Möglichkeiten, sich mit ihren Rechten auf Selbstbestimmung, Sexualität und Schutz vor sexualisierter Gewalt auseinanderzusetzen. Dabei liegt der Fokus auf der Stärkung des Selbstwertgefühls und der Sensibilisierung für die Thematik, um konkrete Handlungsalternativen für den Alltag und bei Grenzüberschreitungen zu vermitteln.
Die Ausstellung umfasst sechs Themenbereichen: Recht und Selbstbestimmung, Gefühle, Liebe und Partnerschaft, Alltag, Körper und Sexualität und Beratung. Jeder und jede Besuchende konnte frei entscheiden, in welcher Reihenfolge sie die Ausstellung besuchen, wann sie eine Pause machen wollen, ob sie alleine, als Paar oder in Gruppen durch die Ausstellung gehen, wie viele Texte sie sich anhören und welche Spiele sie mitmachen.
„Unser Ziel ist es, die Menschen mit Behinderung in unseren Einrichtungen und Diensten der Lebenshilfe Lübbecke bestmöglich zu informieren und sie in ihren Rechten zu stärken. Die Ausstellung bietet uns verschiedene Ansätze und Möglichkeiten, sensibel, achtsam, respektvoll und stärkend mit den Themen sexuelle Selbstbestimmung und Schutz vor Gewalt umzugehen“, erklärte Joseph Boegner.
Zur feierlichen Abschlussveranstaltung im Mindener Preußenmuseum am 28. Juni waren neben der Geschäftsführung und dem Vorstand der Lebenshilfe Lübbecke, auch die Ausstellungsbegleiterinnen und Ausstellungsbegleiter, Einrichtungsleiterinnen und Einrichtungsleiter der Lebenshilfe Lübbecke sowie Siegfried Gutsche, stellvertretender Landrat des Kreises Minden-Lübbecke, Eckhard Rüter, Vorsitzender des Beirates für Menschen mit Behinderungen Minden, und Dr. Sylvia Necker, Leiterin des Preußenmuseums, anwesend.
Foto: Tanja Lohmeier (Werkstattratsvorsitzende der Lebenshilfe Lübbecke)
Tanja Lohmeier, Werkstattratsvorsitzende der Lebenshilfe Lübbecke, begrüßte die Gäste mit bewegenden Worten: „Was mich besonders beeindruckt hat, war, dass eine Kollegin nach dem Besuch der Ausstellung sagte: ‚Ich bin froh, dass ich mir die Ausstellung angeschaut habe. Dadurch habe ich mich mit einem Thema auseinandergesetzt, das für mich bisher immer tabu war.'“ Neben ihrer Rolle als Vorsitzende des Werkstattrates der Lebenshilfe Lübbecke ist Lohmeier auch Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstatträte in NRW. Sie nutzte die Gelegenheit, um auch über das Thema Gewaltschutz zu sprechen und betonte: „Das Thema Gewalt darf kein Tabu mehr sein. Es muss offen darüber geredet werden! Den Menschen mit Behinderungen muss Mut gemacht werden, solche Vorfälle anzusprechen. Sie dürfen keine Angst vor irgendwelchen Konsequenzen haben.“
Zum Ende der Abschlussveranstaltung unterstrich Georg Droste, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Lübbecke, die Bedeutung der UN-Behindertenrechtskonvention und des Bundesteilhabegesetzes für Menschen mit Behinderung, deren Rechte auch beim Thema „Selbstbestimmung, Sexualität und Schutz vor sexualisierter Gewalt“ lange Zeit verwehrt wurden.
Droste betonte, dass Menschen mit Behinderung ein vierfach erhöhtes Risiko haben, Opfer von Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt zu werden. Er appellierte an die Leistungserbringer der freien Wohlfahrtspflege und an die privaten Träger im stationären und ambulanten Bereich, den gesetzlichen Auftrag umgehend umzusetzen. Dazu gehört laut Droste fortlaufende Organisationsentwicklungsprozesse mit wirksamer Beteiligung der Bewohnerinnen, Bewohner und Beschäftigten, um Gewalt zu erkennen und zu verhindern. Gewaltschutzkonzepte sollen unter Beteiligung der Betroffenen entwickelt werden und unter anderem Leitbilder, Verhaltenskodizes und Präventionstraining enthalten. Zudem sollen niedrigschwellige und barrierefreie Zugänge zu internen und unabhängigen externen Beschwerdestellen geschaffen werden. Die Bereitstellung von Informationen in barrierefreien Formaten wie Leichte Sprache, Gebärdensprache und unterstützter Kommunikation sowie die Berücksichtigung von Migrationsgeschichte, Alter und sexueller Orientierung bei Maßnahmen zur Gewaltprävention sind weitere zentrale Anliegen.
Die Lebenshilfe Lübbecke zeigt sich dankbar für die positive Resonanz der Ausstellung und wird weiterhin engagiert daran arbeiten, die Rechte und den Schutz von Menschen mit Behinderung, vor allem im Zusammenhang mit sexueller Gewalt, zu fördern und zu stärken.
Titelbild: (v. l. n. r.) Georg Droste (Vorstandsvorsitzender des Lebenshilfe Lübbecke e.V.), Eckhard Rüter (Vorsitzender des Beirates für Menschen mit Behinderungen Minden), Christian Lemper (Vorsitzender der Geschäftsleitung), Siegfried Gutsche (stellvertretender Landrat des Kreises Minden-Lübbecke), Vanessa Lübber (Bereichsleitung Begleitende Dienste), Joseph Boegner (Bereichsleiter Wohnen), Ernst-Wilhelm Rahe (Vorstand Lebenshilfe Lübbecke e.V.).