Auf nach Abu Dhabi

Inklusives Tischtennisdoppel der Lübbecker Werkstätten auf Erfolgskurs

Lübbecke (LH). Für Dennis Lehn und Philip Schürmann heißt es am 8. März: Auf nach Abu Dhabi! Die beiden Tischtennisspieler hatten bei den Special Olympics National Games 2018 als Unified-Doppel die Goldmedaille errungen. Mit dem Sieg in Kiel haben sie sich zugleich für die Teilnahme an den Special Olympics World Summer Games 2019 (kurz: SOWSG) qualifiziert. Mit 161 weiteren Athleten, 52 Trainern und 14 weiteren Delegationsteilnehmern werden sie Deutschland bei dem internationalen Sportereignis für Menschen mit Behinderungen vertreten. Im Tischtennis werden nur ein weiteres Unified Doppel und eine Einzelathletin aus Deutschland an die Platte treten.

Bis dahin werden Dennis Lehn und Philip Schürmann besonders hart trainieren. Beide haben als Jugendliche mit dem Tischtennis begonnen. Schürmann beim BSC Blasheim, Lehn beim ATSV Espelkamp. Kennengelernt haben sie sich bei einem gemeinsamen Training beim TTC Rahden. „Ich war 2016 schon kurz davor, den Tischtennisschläger in die Ecke zu legen“, erinnert sich Schürmann. „Ich hatte in meinem Verein keinen Trainingspartner mehr. Dann hat mich mein Kollege Christian Schlüter zum Training eingeladen und ich habe das erste Mal mit Dennis gespielt.“ Beide sind etwa gleich alt, gleich stark und haben sich auf Anhieb gut verstanden. Das gemeinsame Training haben sie dann im Sportlerheim des BSC intensiviert. „Der BSC hat mir ermöglicht, dort zwei Tischtennisplatten aufzustellen und wir haben den ganzen Sommer über intensiv trainieren können.“

Lehn und Schürmann gehen bei den SOWSG als Unified-Doppel an den Start. „Die beiden bilden ein inklusives Doppel, bei dem ein Mensch mit Behinderungen gemeinsam mit einem Menschen ohne Behinderung als Team an den Start gehen“, erklärt Sabine Borchard  den Zusammenhang. Borchard ist Sportlehrerin bei den Lübbecker Werkstätten. Neben arbeitsbegleitenden Maßnahmen, die die Beschäftigten dieser Werkstätte für Menschen mit Behinderung körperlich fit halten sollen, trainiert sie auch die ambitionierten Sportler der Einrichtung. Schon 10 Athleten aus den Lübbecker Werkstätten hat sie in den letzten 20 Jahren zu den Special Olympics World Summer Games begleitet. „Seit 1999 konnte sich immer mindestens ein Athlet der Lübbecker Werkstätten für die Teilnahme an diesem internationalen Wettkampf für Menschen mit Behinderung qualifizieren. Seitdem haben wir an allen Special Olympics World Summer Games teilgenommen. Unsere Sportler sind in North Carolina, Dublin, Shanghai, Athen und Los Angeles angetreten. Nach Abu Dhabi, reisen wir erstmals mit einem inklusiven Team.“

Dennis Lehn ist schon seit mehr als 10 Jahre bei den Lübbecker Werkstätten beschäftigt. Hier hat er zunächst den Berufsbildungsbereich durchlaufen und ist jetzt in der Elektromontage beschäftigt. Sein Partner Philip Schürmann ist ausgebildeter Koch und arbeitet in der Kantine der IMA Klessmann GmbH in Lübbecke. „Die Flexibilität und Unterstützung meines Arbeitgebers macht die Teilnahme an den Special Olympics für mich erst möglich“, ist Schürmann überzeugt.

In ihren Vereinen BSC Blasheim und ATSV Espelkamp haben beide schon früh Wettkampferfahrung gesammelt. „Dennis war 16, als er zu uns gekommen ist“, berichtet Michael Walke, Vorsitzender des Vereins, selbst begeisterter Tischtennisspieler und Lehns langjähriger Trainer. „Dennis trainiert regelmäßig mit uns und ist im ATSV zuhause. Wir freuen uns sehr, dass er mit seinem Partner Philip Schürmann bei den Special Olympics bisher so erfolgreich ist und sich für Abu Dhabi qualifizieren konnte.“

Für Lehn und Schürmann selbst kam dieser Erfolg überraschend. Wir sind nicht nach Kiel gefahren um zu gewinnen“, erinnert sich Lehn. „Wir wollten nur möglichst gut spielen.  Wir wussten nicht wie gut die Anderen sind. Aber als wir die ersten Spiele gewonnen haben kam der Ehrgeiz.“ Auch die Wettkämpfe in Abu Dhabi lassen die beiden auf sich zukommen. „Wir werden unsere Gegner beobachten, ihre Stärken und Schwächen analysieren und dann unser Bestes geben“, betont Philip Schürmann. „Wie weit wir kommen und ob wir mit einer Medaille nach Hause kommen werden, das liegt nicht nur an uns. Das hängt auch davon ab, wie stark die Anderen sein werden.“

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