60 Jahre und immer in Bewegung

Ein besonderer Verein hat Grund zum Feiern

Lübbecke/Bünde (mwo) Im Kreis Minden-Lübbecke und Kreis Herford ist der Lebenshilfe Lübbecke e.V. für viele Menschen ein Begriff. Der Verein ist mit seinen Tochtergesellschaften der Lübbecker Werkstätten gGmbH, WuB Wohnen und Begleiten gGmbH und der UDL Unterstützende Dienste der Lebenshilfe gGmbH breit aufgestellt. Von Kindergärten, über Werkstätten, der eigenen Großküche bis hin zu Wohnstätten, Wohnberatung, dem Familienentlastenden Dienst und einem eigenen Gästehaus bietet der Verein Unterstützung für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen.

Am 03. Mai feiert der Lebenshilfe Lübbecke e.V. sein 60-jähriges Bestehen.

Durch ein im Jahr 1961 von Eltern und Freunden von Menschen mit geistiger Behinderung organisierten Treffen, wurde am 03. Mai 1962 der Verein „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind, Kreisvereinigung Lübbecke e.V.“ mit zunächst 40 Mitgliedern gegründet. Heute zählt der Verein 351 Mitglieder.

Angefangen hat alles in einem privaten Kellerraum des damaligen Leiters Walter Wache in seinem Haus an der Jahnstraße 28a in Lübbecke. Hier wurden im Mai 1962 zunächst fünf Jugendliche mit Behinderungen unter Aufsicht ihrer Mütter betreut und mit einfachen Arbeiten an Kunststoffteilen beschäftigt. Schnell sprach sich das Angebot herum und kurze Zeit später verdoppelten sich die zu betreuenden jungen Menschen im schulpflichtigen Alter.

Immer wieder reichten die angemieteten Räumlichkeiten nicht aus und neue mussten angemietet werden. Heute werden im Kreis Minden-Lübbecke und in Teilen des Kreises Herford an sechs Standorten acht Betriebsstätten von der Lübbecker Werkstätten gGmbH betrieben.

Die Werkstätten an den Standorten Lübbecke, Stemwede-Niedermehnen, Bünde-Hunnebrock, Bünde-Ennigloh und Kirchlengern sind Dienstleister für Unternehmen aus verschiedensten Bereichen. Hier werden Elektroarbeiten, Metall- und Kunststoffbearbeitung, Holzbearbeitung, Mailing, Landschaftspflege und Industrieservice angeboten und durchgeführt. Dies ermöglicht den in den Werkstätten beschäftigten Menschen mit Behinderung Arbeit nach ihren Fähigkeiten zu leisten. Knapp 900 Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung erfahren so Teilhabe am Arbeitsleben.

Die an der Werkstatt Am Osterbruch ansässige Großküche wurde 2021 in eine eigene Betriebsstätte umgewandelt. Hier werden täglich 2000 Essen für die eigenen Werkstätten, Kindergärten, die Schul-Mensa in Rahden und auch für Essen auf Rädern für den Paritätischen Wohlfahrtsverband zubereitet.

Ein grundlegender Baustein für Integration und Inklusion konnte 1982 mit der Öffnung des Sonderkindergartens „Sonnenschein“ gelegt werden. 1990 wurde der Sonderkindergarten in eine additive Kindertagesstätte umgewandelt. Kinder mit und ohne Behinderung kommen ganz selbstverständlich zusammen, spielen und lernen gemeinsam. „Es ist normal verschieden zu sein“, wird hier gelebt. Die WuB Wohnen und Begleiten gGmbH betreibt mittlerweile zwei integrative und einen Regelkindergarten in Lübbecke und Bünde.

Auch Wohnraum und Wohnberatung wird über die WuB Wohnen und Begleiten gGmbH angeboten und so selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit Behinderung in verschiedenen Wohnformen ermöglicht. Die Wohnanlage „Auf den Wiehen“ wurde 1986 als eines der ersten Wohnheime in der Martinstraße 15 in Lübbecke mit 50 Plätzen eröffnet.

Heute sind es sechs Wohnheime und drei Außenwohngruppen, die sich über die Orte Lübbecke, Stemwede-Wehdem, Preußisch Oldendorf, Hüllhorst, Bünde und Kirchlengern-Stift Quernheim verteilen.

Das Angebot für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörige wurde in 60 Jahren stetig erweitert.

Um Familien von Angehörigen mit Behinderungen noch weiter zu unterstützen, damit diese Entlastung und Freiräume in ihrem besonderen Familienalltag erfahren, wurde 1990 der familienentlastende Dienst gegründet.

Dieser bietet Unterstützung durch Einzelbetreuung für Kinder und Erwachsene mit Behinderung, aber auch Gruppenausflüge und Veranstaltungen innerhalb des eigens gestalteten Freizeitprogramms an, welches zweimal im Jahr ausgegeben wird. Der FeD bietet den Familien auch Beratung in schwierigen Lebensphasen oder Hilfen bei Anträgen gegenüber Behörden und Krankenkassen an.

Mit der Übernahme der Alten Lübber Volksschule in Hille-Oberlübbe im Jahr 2011 konnte die UDL Unterstützende Dienste der Lebenshilfe gGmbH die Lebenshilfe-Vielfalt nochmals erweitern. Das integrative und rollstuhlgerechte Gästehaus bietet Raum für Tagungen, Freizeiten und Urlaub für Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft und unterschiedlichen Generationen an und ist somit Anlaufstelle für Tagungsgäste und Urlauber über die Landesgrenzen hinaus.

Viel hat sich seit der Gründung entwickelt.

Wir sind stolz darauf, dass die Lebenshilfe-Familie in den vergangenen Jahren in allen Bereichen gewachsen ist. Wir sind weit verzweigt, bieten Beratung und Unterstützung und sind Ansprechpartner in verschiedensten Bereichen für Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen. Auch für Unternehmen der Wirtschaft sind wir als Dienstleister ein fester Bestandteil der Region,“ erklärt Georg Droste, Vorstandsvorsitzender des Lebenshilfe-Vereins.

Wir entwickeln uns immer weiter. Ein großer Dank gilt in diesem Zusammenhang allen Unterstützern/innen und Mitarbeitern/innen der Lebenshilfe, die diese Entwicklung in den 60 Jahren geprägt haben“.

Die Mitglieder des Vorstands des Lebenshilfe Lübbecke e.V. haben sich zum Ziel gesetzt, auch weiterhin die Entwicklung des Vereins voran zu bringen. So wurden Projektgruppen gegründet, die aus Mitgliedern des Vorstands und der Aufsichtsgremien und Mitarbeitenden der Lebenshilfe-Gesellschaften bestehen.

Projektgruppen des Vorstands sollen die Entwicklung des Vereins voranbringen:

  • Bundesteilhabegesetz.

Das BTHG (Bundesteilhabegesetz) und seine Auswirkungen sollen noch besser verstanden werden.

  • Digitalisierung

Verbesserung der digitalen Nutzung und Teilhabemöglichkeit im Alltag für Menschen mit Behinderungen in den Gesellschaften des Lebenshilfe Lübbecke e.V.

  • Ehrenamt

Durch vermehrte ehrenamtliche Mitarbeit soll die Akzeptanz und das Verständnis erweitert und zu einer besseren Teilhabe von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft geführt werden.

  • Mitgliedergewinnung

Die Mitglieder stärken einen Verein. Hier wird eine breite Aufstellung angestrebt, mit Angehörigen, Mitarbeitenden, Politiker*innen, sowie Geschäftspartner*innen und Interessierten aus allen Teilen der Gesellschaft

  • Öffentlichkeitsarbeit

Die Lebenshilfe Lübbecke in der Gesellschaft noch mehr integrieren, um den inklusiven Gedanken voran zu bringen.

Mitwirkung und Mitspracherecht

Der Lebenshilfe Lübbecke e.V. ist aus einer Elterninitiative heraus entstanden. Auch heute haben Angehörige die Möglichkeit sich im Angehörigenbeirat zu engagieren. Die Vertretung der Eltern, Angehörigen, gesetzlichen Betreuer bzw. Sorgeberechtigten aller Menschen mit Behinderungen in den Lübbecker Werkstätten setzen sich für die Interessen und das Wohl der Beschäftigten ein.

Ganz nach dem Motto: Nichts über uns, ohne uns, ist der Werkstattrat immer über Veränderungen und Planungen in den Betriebsstätten informiert. Der Werkstattrat wird, wie ein Betriebsrat, von den Beschäftigten in den Werkstätten gewählt. Er ist ein Mitbestimmungs- und Mitwirkungsorgan der Lübbecker Werkstätten und vertritt ihre Interessen. Der Werkstattrat ist direkt an die Geschäftsführung angebunden, um die Informationswege kurz zu halten.

Tanja Lohmeier ist Vorsitzende des Werkstattrats: „Wir treffen uns zweimal im Monat zu einer Werkstattrats-Sitzung. Die Geschäftsführung nimmt einmal im Monat daran teil. Gemeinsam besprechen wir die vielen verschiedenen Themen, die für uns Beschäftigte in der Werkstatt wichtig sind. Die Themen sind zum Beispiel das Entgelt der Beschäftigten, das Mittagessen in der Werkstatt, soziale Aktivitäten, Umbaumaßnahmen oder Arbeitssicherheit. Als Werkstattrat geben wir die Tipps und Wünsche von den Beschäftigten an die Geschäftsführung weiter. Umgekehrt informiert uns die Geschäftsführung über geplante Veränderungen oder Vorhaben in den Werkstätten und hört sich unsere Meinung dazu an. Die Zusammenarbeit läuft gut. Wir haben immer das Gefühl, dass wir ernst genommen und gehört werden. Als Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinsacht der Werkstatträte in NRW weiß ich, dass es leider auch Werkstatträte gibt, die von der Geschäftsführung nicht ernst genommen werden. Das ist bei uns zum Glück anders.“

Um den Menschen mit Behinderung noch mehr Gehör im Verein der Lebenshilfe zu verschaffen, wurde im Jahr 2017 der Lebenshilferat gegründet. Er ist auch eine Vertretung von Menschen mit Behinderung und arbeitet direkt mit dem Vorstand des Lebenshilfe Lübbecke e.V. zusammen. „Wir nehmen mehrmals im Jahr an den Vorstands-Sitzungen teil und helfen dabei Entscheidungen zu treffen. Manchmal beraten wir auch zu unterschiedlichen Themen, wie zum Beispiel Inklusion und Leichte Sprache“, ist von Jürgen Schmidt, Mitglied im Lebenshilferat, zu erfahren.

Auch in den Wohnstätten wählen die Bewohner jeweils einen eigenen Wohnheimbeirat. Die Wohnheimbeiräte sind ebenfalls Mitbestimmungs- und Mitwirkungsorgane der Bewohner, so dass auch hier alle Anregungen und Wünsche gehört werden.

Der Teamgedanke und Zusammenhalt sind der Grundbaustein der gesamten Lebenshilfe-Familie.

Das Mitspracherecht der Menschen mit Behinderung, der Einsatz der Mitarbeiter in allen Gesellschaften und das engagierte Handeln von Mitgliedern in den Gremien, von Angehörigen und Ehrenamtlichen in allen gesellschaftlichen Bereichen machen diesen besonderen Verein aus. Nur dadurch konnte der Lebenshilfe Lübbecke e.V. sich immer weiter entwickeln“, so Christian Lemper, Vorsitzender der Geschäftsführung.

So viel Entwicklung und Bewegung in 60 Jahren ist natürlich ein Grund zum Feiern. Wegen der andauernden Pandemie ist jedoch keine große Festveranstaltung geplant. Der ein oder andere wird aber in der Öffentlichkeit immer wieder auf das besondere Jubiläum der Lebenshilfe aufmerksam gemacht werden“, verrät Christian Lemper. „Alle Fahrzeuge der Lebenshilfe werden mit Aufklebern des Lebenshilfe-Jubiläums-Logos versehen. Auch das Lübbecker Busunternehmen Aschemeyer unterstützt uns bei dieser Aktion und hat zwei Busse bekleben lassen. Außerdem wird ein neuer Film über die Lebenshilfe Lübbecke gedreht, in dem das breite Spektrum und die Vielfalt in den verschiedensten Bereichen dargestellt wird.“

Die Ideen zur Präsentation und Darstellung des 60-jährigen Lebenshilfe-Jubiläums wurden gemeinsam von Mitarbeitern und Führungskräften ausgearbeitet. Dadurch werden über das gesamte Jahr verschiedenste Maßnahmen mit vielen Institutionen stattfinden. Umgekehrt freuen sich die Mitarbeiter über Einladungen und die Gelegenheit die Arbeit der Lebenshilfe in Unternehmen vorstellen zu dürfen.

Selbst beim Einkaufen wird man in den von Stefan Hartmann geführten EDEKA-Märkten auf das Jubiläum aufmerksam gemacht. Durch ein gemeinsames Projekt mit der Brauerei Barre wird ein limitiertes Probierpaket mit 5 Flaschen alkoholfreien Barre-Getränken, ein Glas mit Jubiläums-Logo bedruckt, sowie ein Barre Bräu Flaschenöffner angeboten. Die Kisten hierfür werden in den Lübbecker Werkstätten gefertigt. Ein Teil des Erlöses geht an die Lebenshilfe und soll für die Menschen mit Behinderung eingesetzt werden.

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